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Der Gedanke ist nicht neu: Fachzeitschriften liefern gute Inhalte und deswegen werden sie gelesen – egal, ob es sich um ein gedrucktes Heft handelt, oder um einen Online-Auftritt. Trotzdem sorgte Referent Georg Schnurer, stellvertretender Chefredakteur des Computer- und Technik-Magazins „c’t“  (Heise Medien Gruppe), mit dieser Aussage für reichlich Gesprächsstoff. Am 10. und 11. November 2014 leitete Schnurer an der Akademie für Publizistik in Hamburg ein Seminar zum Thema „Online-Auftritt für Fachzeitschriften“ und lieferte den Teilnehmern reichlich Tipps und Anregungen für einen überzeugenden Webauftritt ihres Mediums.

 

Online First: Der Online-Auftritt ist bei vielen Fachmedien bereits eine eigenständige Marke, die den Charakter der Zeitschrift aufnimmt, aber selbstständig arbeitet. „Ein Online-Auftritt, der nicht wirklich mehr bietet als Print, ist nur dann sinnvoll, wenn für den Leserkontakt vornehmlich andere Online-Kanäle genutzt werden, etwa Social Networks, oder wenn die Zielgruppe in keiner Weise online-affin ist“, betonte Schnurer im Seminar. Hier einige seiner Tipps für Fachzeitschriften, die sich online noch positionieren müssen bzw. etwas ganz Neues planen:

 

  • Alleinstellungsmerkmale definieren = Content, Content, Content! Das heißt, die Zielgruppe im Auge zu behalten und ihre Wünsche zu kennen.
  • Neue technische Möglichkeiten einsetzen = Datenjournalismus ausprobieren, mit Videos und Bildstrecken Abwechslung schaffen.
  • Zeitleisten zu bestimmten Themen erstellen = Leser sieht etwa, wie sich ein Thema in den letzten drei Jahren entwickelt hat.
  • Eigene Communities z.B. über Blogs und Foren können einen Wettbewerbsvorteil darstellen, müssen aber von der Redaktion regelmäßig gepflegt werden.
  • Community-Bildung auf der eigenen Seite wichtiger als Social Media.
  • Blogs von Mitbewerbern und Unternehmen beobachten.
  • SEO ist keine redaktionelle Aufgabe, sondern eine Aufgabe des Marketings = Vorsicht bei journalistischen Artikeln, die nur nach SEO-Gesichtspunkten erstellt werden.
  • Leser nicht zwingen auf eine responsiv-gestaltete Seite zuzugreifen, immer vorher um Erlaubnis zur Weiterleitung auf die mobile Version bitten.
  • Leser scrollen lieber als zu klicken = die Fachzeitschrift online ist kein Klickgenerator, aber: nach zweimaligem Scrollen bricht das Interesse ein!
  • Ab und an Printcontent freigeben = zieht neue Leser an und zeigt: „Wir lassen online nicht nur nebenher laufen, sondern bringen hier auch mal etwas Exklusives.“
  • Die Marginalspalte mit Teasern bestücken.
  • Erst Leseprobe, dann Paywall.
  • Content-Preise: Zwei große Artikel müssen so viel kosten, dass es sich eher lohnt, das ganze Heft als Print- oder Online-Version zu kaufen.
  • Werbeflächen in Apps vorher definieren, sonst sieht es hinterher oft unübersichtlich aus.
  • Apps von der jeweilig beauftragten Agentur bei Apple anmelden lassen = häufig müssen noch Bugs behoben werden, die die Agentur sonst neu berechnet.